Bergwiesenbegegnungen 2018 – Presseschau

Arbeiten auf der Bergwiese – Filmgucken im Heu

Erschienen am 22.08.2018 Freie Presse Marienberger Zeitung
  • Englische Hilfe auf einer erzgebirgischen Bergwiese. Will Walklet, Sonja Salminiitty, Ben Nicholls, Thomas Carmona und Jack Murray (v. l.) arbeiten kurz vor der deutsch-böhmischen Grenze.
 
Englische Hilfe auf einer erzgebirgischen Bergwiese. Will Walklet, Sonja Salminiitty, Ben Nicholls, Thomas Carmona und Jack Murray (v. l.) arbeiten kurz vor der deutsch-böhmischen Grenze. Foto: Dirk Trautman
 
Von Dirk Trautmann
 

Junge Briten helfen bei der Arbeit an der Grenze zu Tschechien. Sie bekommen dafür freie Kost und Logis. Doch das ist nicht alles.

 

Rübenau.

Die jungen Leute haben Rechen in der Hand und arbeiten auf der Wiese in Rübenau, die sich gerade noch auf deutschem Gebiet befindet. Gleich dahinter fließt die Natzschung und markiert die Grenze zu Tschechien. Zehn Frauen und Männer sind es, die an diesem Tag die Bergwiese mit Sensen mähen, das gemähte Gras zusammen rechen und es dann auf ein Auto laden. Sie haben Spaß dabei, ab und zu sind Wortfetzen zu vernehmen, die ganz und gar nicht erzgebirgisch klingen. Es sind junge Briten, die für einen Tag ins Erzgebirge gekommen sind, nicht direkt von der Insel, sondern aus der Dübener Heide, in der sie vier Wochen lang an einem besonderen Projekt arbeiten.

Das Netzwerk Umweltbildung Sachsen hat gemeinsam mit der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt neun sächsische Regionen

 

auf der Plattform Regio-Crowd vereinigt, darunter die Dübener Heide, die Oberlausitz und die Sächsische Schweiz. „Für jede Region gibt es einen Verantwortlichen, der die verschiedenen Projekte bündelt“, erzählt Katrin Weiner, die die Plattform Regio-Crowd koordiniert. Ausgangspunkt war der Verein Dübener Heide mit seinem Vorsitzenden Axel Mitzka, für das Erzgebirge ist der Rübenauer Kay Meister zuständig.

In der Dübener Heide wurden in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit dem Crowdfunding gemacht. Dabei handelt es sich um eine Finanzierungsmethode unter anderem für Projekte und Geschäftsideen, die meist über das Internet läuft. Das Wort kommt aus dem Englischen, crowd steht für (Menschen-)Menge und funding für Finanzierung. Derzeit läuft noch das Projekt „Ein sicheres Nest für Adebar in der Pretzscher Elbaue“, bei dem Geld für ein neues Storchennest gesammelt wird. „Sturm Friederike hatte das Nest beschädigt, wir haben ein Crowdfunding-Projekt gestartet, mit dessen Hilfe wir ein Storchennest erneuern. Mit einem ähnlichen Projekt vor einigen Jahren hatten wir schon einen großen Erfolg“, erzählt Koordinator Axel Mitzka. Crowdfunding funktioniert nicht nur in eine Richtung, die Geldgeber, die ab 100 Euro gegeben hatten, erhielten einen besonderen Gegenwert: Sie durften die jungen Störche mit beringen.

Nun ist das Erzgebirge nicht als Storchenparadies bekannt, die Geldgeber erhalten aber auch einen Gegenwert für gegebenes Geld oder geleistete Arbeitszeit. „Unser Projekt heißt Bergwiesen-Begegnungen. Es kann jeder teilnehmen, der Interesse und Freude an und in der Natur hat und motiviert ist, bei der körperlich teils anstrengenden Arbeit auf der Wiese mit anzupacken. Jeder kann selbst entscheiden, wie viele Tage er mithilft. Gearbeitet wird bei jedem Wetter“, erläutert Kay Meister. Die Mindestteilnahmedauer ist ein Tag, geboten werden den Teilnehmern freie Kost und Logis im Haus der Kammbegegnungen in Rübenau. Besondere Höhepunkte sind Moorwanderungen und Badeausflüge zum Lehmheidner Teich. „Wir hatten diese Woche ein Heukino, wir lagen im Heu und haben auf der Leinwand einen Film angesehen“, erzählt Kay Meister.

Katrin Weiner von der Plattform Regio-Crowd hofft, dass sich die einzelnen Regionen bald finanziell selbst tragen können, ein weiterer Austausch wie zwischen Dübener Heide und Erzgebirge mit den jungen Briten sei wünschenswert.

Die jungen Studenten aus Leeds und Newcastle haben den Tag in Rübenau genossen und einen großen Unterschied zur Dübener Heide festgestellt. „Die biologische Vielfalt auf den Wiesen im Erzgebirge ist ungleich größer“, sagte Sophie Vickress.