Am 04.11.2023 wurde in Kooperation zwischen der naturschutzbezogenen Öffentlichkeitsarbeit des NSG Werbeliner Sees, der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Nordsachsen, des NABU Delitzsch und des LaNU | Naturschutzfonds der erste Offenland rockt – Aktionstag am Grabschützer See umgesetzt. Auf knapp 3,5 Hektar Fläche wurden hunderte von Gehölzen gefällt, gehäckselt und abtransportiert. Insgesamt 19 Unterstützer kamen aus verschiedenen Institutionen wie der unteren Naturschutzbehörde, der Hochschule Bernburg oder der LaNU aber auch naturschutzbegeisterte Anwohner fanden sich ein, um den Kampf gegen die Verbuschung und für das Braunkehlchen anzutreten.

Das Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023 und sein massiver Rückgang in den letzten Jahren ausschlaggebend für diese (traurige) Wahl. Grund dafür sind fehlende Offenlandlebensräume mit zahlreichen Insekten- und Großinsekten. Für die Brut braucht es ungestörte Wiesen gut versteckt zwischen den Halmen. In kurzen Jagdflügen geht es auf Insektenjagd, gelegentlich spaziert es auch zu Fuß durch die Wiese auf der Suche nach kleinen Bodentieren und Spinnen. Wachsen Gebüsch und Bäume auf, kann das Braunkehlchen dort nicht mehr leben. Diesen Prozess können wir im ganzen NSG beobachten, wo die ehemals offenen Flächen zunehmend verschwinden und viele der damals besiedelten Stellen inzwischen verwaist sind. Wo früher Ausweichmöglichkeiten auf extensiv bewirtschafteten Flächen und in Auen unbegradigter Flüsse existierten, ist heute nur intensive Landwirtschaft zu finden. Das Naturschutzgebiet Werbeliner See ist ein beliebter Spot, auch beim Braunkehlchen. Das Gebiet beherbergt die größte Teilpopulation des Landkreises Nordsachsen sowie die größte Flachlandpopulation in ganz Sachsen. Doch auch hier ist der Abwärtstrend alarmierend: Der Bestand sank von etwa 50 Brutpaaren im Jahr 2013 auf aktuell weniger als zehn Brutpaare, was direkt auf den Habitatverlust zurückzuführen ist. Die europäische Population dieser Art ist in den letzten Jahrzehnten extrem eingebrochen, auf der Roten Liste Deutschlands wird sie inzwischen als „stark gefährdet“ geführt.

Wer sich für das Braunkehlchen engagieren möchte, kann an den folgenden Offenland rockt-Aktionen teilnehmen. Weitere Termine werden bekanntgegeben.

Weiterführende Informationen gibt es unter:

https://nsgwerbelinersee.de/termine/

Text: Viktoria Trenck, Lanu Sachsen

Modellhafter Lernort für Agroforstsysteme im ländlichen Raum

Gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden Thallwitz, Lossatal und Bennewitz, dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement vom Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier, der Stiftung Wald für Sachsen e. V. hat der Stadt-Umland-LPV LeipzigGrün e.V. eine gemeinsame Pflanzaktion zur modellhaften Etablierung eines Agrofortssystems im Rahmen eines Mehrnutzungs-Renaturierungsprojektes geplant und realisiert.

Ausgehend vom Gewässerrand der Lossa wurden verschiedene Gehölze gepflanzt und Streuobst- und Insektenwiesen angelegt. Die neuen Gehölzbestände zeigen beispielhaft auf, wie landwirtschaftliche Stoffeinträge vermindert und der ökologische Zustand der Lossa verbessert werden kann. Im Bereich der 5-reihige Pappelpflanzung wird weder geackert noch gedüngt und nach einiger Zeit können die Pappeln energetisch genutzt werden. Hier ergibt sich möglicherweise eine alternative Einkommensquelle für Landwirte, erst recht, da die Agroforstflächen auch auf landwirtschaftlichen Flächen förderfähig sind. 

Durch die enge Verzahnung verschiedener Pflanzsysteme eignet sich der Standort in Kleinzschepa sehr gut für Demonstrationszwecke. Es geht darum, mehr Nutzen auf ein und derselben Fläche zu verankern, eben Mehrnutzungskonzepte für mehr Kultur auf dem Land zu gestalten. Multifunktionale Agroforstsysteme erfüllen zahlreiche ökologische sowie ökonomische Funktionen und leisten damit einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im ländlichen Raum.

Vor diesem Hintergrund hat der Stadt-Umland-LPV die Fläche für zunächst 10 Jahre gepachtet und wird sie als modellhaften Lernort etablieren und bewirtschaften.

Im Rahmen der Bewirtschaftung ergeben sich fortlaufend Möglichkeiten des Engagements, da wir Hilfe bei der Mahd, beim Schwaden, beim Gießen, der Baumpflege oder Nachpflanzung brauchen. Wir werden hierzu entsprechende Termine veröffentlichen.

Es gibt kaum noch Offenlandhaltung von Rindern oder Schafen. Zu großer Aufwand und zu viele Nutzungskonflikte mit anderen Landnutzern stehen dem entgegen. Ein Schafhalter versucht es trotzdem auf dem Krumrichsberg bei Sehlis und hält dort bedrohte Haustierrassen.
 
Mit Hilfe von Patenschaften kann man den Aufwand des Schäfers würdigen und bekommt dafür ein halbes küchenfertiges Schaf und wird im Laufe des Jahres vor Ort zum Patenschaftstag eingeladen.
 
Die Patenschaft für ein Leineschaf beträgt 140€ und für ein Skuddenschaf 120€
 
Kontakt:
Andre Wolf
0157 – 73227535