Auch im Sommer 2023 nutzte die Projektgruppe Ökocamp Annaberg e.V. das malerische Natzschungtal zur Ausrichtung ihres Naturschutz-Zeltlagers. Wichtige Bestandteile waren die Durchführung von Bildungsmaßnahmen für Kinder und Erwachsene u.a. zu
folgenden Themen:

– Bedrohung einheimischer Arten und Landschaften durch Neophyten (Vortragsreihe und praktische Arbeit – Entfernen von Neophyten an Wasserläufen)
– Lebensraum Steinhaufen (Vortragsreihe und praktische Arbeit – Errichten eine Steinpyramide)
– Lebensraum Bergwiese (Vortragsreihe und praktische Arbeit – Mahd einer Bergwiese)
– Genese und petrologische Beschaffenheit des Erzgebirges (Vortragsreihe und Exkursion). 

Grundlage des Projektes war damit erneut eine naturschutzpraktische Tätigkeit, welche auf das Arteninventar vor Ort Bezug nimmt (Artenausstattung, Schutzstatus etc.). Das Fachpersonal, welches das Projekt betreute, dokumentierte kontinuierlich Tier- und Pflanzenarten im Umfeld von Zeltplatz und Projektort und klärte die Teilnehmer in wiederkehrenden Workshops über
die Bedeutung der Arten für die betreuten Lebensräume auf. Dabei arbeiteten die Akteure mit dem Verein Natura Miriquidica e.V. zusammen. Außerdem wurde Kontakt zu Betreuern der FFH-Schutzgebiete lokal hergestellt, deren Aufgabe auch die Wissensvermittlung zum Thema NATURA 2000 darstellte.

Stadt Marienberg pflanzt an der Rübenauer „Waldstraße“ finanziert durch die Staffbase GmbH in Chemnitz attraktive Laubgehölze

Den Marienberger Ortsteil Rübenau – die wohl größte Streusiedlung Sachsens- prägt eine einzigartige Naturausstattung, die einerseits durch eine hohe Artenvielfalt der Lebewelt gekennzeichnet ist und andererseits zahlreiche touristische Besucher sommers wie winters anzieht. Nicht ohne Grund wurde die Region erst kürzlich als Teil in das neu initiierte Bundes-Naturschutzgroßprojekt „Lebensräume verbinden“ aufgenommen. Zudem locken beispielsweise Veranstaltungsformate wie die „Bergwiesenbegegnungen“ an der Rübenauer Naturherberge Kammbegegnungen Menschen aus ganz Deutschland an, hier ihren Urlaub zu verbringen und mit einem sinnvollen Engagement für die heimische Natur zu verknüpfen. Die Große Kreisstadt Marienberg bemüht sich, diese natürliche Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Dazu werden unter anderem ortsbildprägende Gehölze an den verzweigten Straßen Rübenaus gepflegt und auch neu gepflanzt. Insbesondere Laubgehölze, die eine attraktive Blüten- und Fruchtausprägung (z.B. Linden, Ebereschen) aufweisen, liefern zahlreichen Insekten-, Säugetier- und Vogelarten eine wichtige Nahrungsquelle. Gleichzeitig bilden Straßenbäume wertvolle Trittsteine im Rahmen des Biotopverbunds.

Im Frühling 2023 fanden 33 schon ca. 3 Meter hohe, mehrfach verschulte Straßenbäume mit Pflanzschutz an der Rübenauer Waldstraße ihren neuen, dauerhaften Wuchsort. Der Bauhof der Stadt Marienberg setzte nicht nur die Pflanzung um, sondern sichert auch in Zukunft ihre Pflege. Die Pflanzung sowie die zukünftigen Pflegemaßnahmen werden durch die in Chemnitz ansässige Staffbase GmbH finanziert. Das Unternehmen setzt sich für lokale Klimaschutzprojekte zum CO2-Ausgleich ein und verfolgt das freiwillige Ziel, klimaneutral zu werden. Fachlich wird das Projekt begleitet durch den in Rübenau ansässigen Naturschutz- und Umweltbildungsverein „Natura Miriquidica“ e.V.

Seit 2015 bauen die Naturfreunde von Natura Miriquidica e.V. in jedem Frühling einen mehr als 400m langen Krötenzaun am Erzgebirgskamm, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze, auf. Die Anregung dazu kam von Anwohnern, welche nach einer Lösung für das Problem der jedes Jahr zahlreich überfahrenen Tiere suchten. An dieser Stelle müssen auf einer Seite des Floßteiches Hunderte Erdkröten die Kreisstraße zwischen Reitzenhain und Satzung überqueren. Geweberolle, Holzpflöcke und Auffanggefäße im Abstand von ca. 8 Metern verhinderten gleich im ersten Jahr den Verkehrstod eines großen Teils der über 2500 wandernden Tiere. Bis 2017 steigerte sich die Anzahl der Tiere an der sogenannten Amphibien-Leiteinrichtung auf über 2750. Der Zaun wird in einer Gemeinschaftsaktion von Vereinsmitgliedern, -mitarbeitern und zahlreichen Kindern und Jugendlichen aus dem Naturforscherclub errichtet. Die Fanggefäße werden nach dem Aufbau durch Ehrenamtliche aus unserem Verein täglich morgens, bei starker Wanderungsaktivität zusätzlich abends, kontrolliert und die Erdkröten nach Geschlechtsbestimmung in ihr Laichgewässer gebracht. Finanziell gefördert wird die Maßnahme aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Leider nimmt in den letzten Jahren die Anzahl der Erdkröten in den Fangeimern stetig ab. Im vergangenen Jahr wurden „nur“ noch etwas mehr als 1100 Tiere über die Straße gebracht. Die Gründe für die Abnahme sind wohl vielschichtig. So könnte die Verpachtung des Floßteichs für Angelzwecke (Fischbesatz) ebenso eine Rolle spielen wie die sich immer dramatischer verschlechternden Lebensbedingungen für Amphibien auch im oberen Erzgebirge (Trocken, Nahrungsmangel, Umweltgifte), eine Durchforstung der Überwinterungsquartiere oder auch eine weltweit verschleppte Amphibien-Krankheit.

Mit dem Zuwendungsbescheid des Bundesamtes für Naturschutz vom 20.12.2022 wurde dem Antrag für das Naturschutzgroßprojekt (NGP) des Erzgebirgskreises, der Großen Kreisstadt Marienberg und den Gemeinden Crottendorf und Sehmatal zugestimmt. Damit ist die Finanzierung des Bundesprojektes über die Förderrichtlinie „chance.natur“ gesichert. Vorerst bezieht sich die Förderung auf die Projektphase I (Erstellung der Planungsunterlagen) von 2023 bis 2025 mit Gesamtkosten von ca. 1,7 Mio. Euro. Die Kosten werden vom Bund (Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) zu 75% und vom Freistaat Sachsen (Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) zu 15% getragen. Die Anteile des Projektträgers verteilen sich auf den Landkreis mit 5% und die drei Kommunen mit zusammen 5% der Kosten.

In Vorbereitung befindet sich die öffentliche Ausschreibung für die Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes, die sich an interessierte Planungsbüros richtet. Mit erfolgreichem Abschluss der Projektphase I und den dann vorliegenden Planungsunterlagen soll ab dem Jahr 2025 in Projektphase II die Umsetzung folgen. Dafür ist ein Zeitraum von 10 Jahren mit Kosten von über 20 Mio. Euro vorgesehen. Auch dafür werden die Kosten zu 90% von Bund und Freistaat getragen.

Weitere Informationen: https://www.erzgebirgskreis.de/landkreis/neuigkeiten/aktuelles/erste-projektphase-fuer-naturschutzgrossprojekt-im-erzgebirgskreis-startet

 

Bergwiesenbegegnungen wirken nachhaltig!

Längst verklungen sind die rhythmischen Schläge der Dengelhämmer, der Motorenlärm der neuen Mähtechnik/Ballenpresse sowie die erfreulich vielen Kinderstimmen, welche die 6. Bergwiesenbegegnungen von Natura Miriquidica e.V. im Juli 2022 begleiteten. Es bleiben die Erinnerungen an einen Ausnahme-Sommer mit Dauerheuwetter, an eine angenehm bunte Helferschar im Alter zwischen drei & einundsiebzig sowie an eine noch nie zuvor erreichte Menge eingefahrenen Heus: mehr als 250 Ballen konnten den Bergwiesen abgerungen und erfreulicherweise innerhalb weniger Wochen an interessierte Tierbesitzer abgegeben werden. Dieses Engagement trägt maßgeblich zum Erhalt und zur Förderung der Biotopvielfalt sowie zur Biodiversität der von uns bewirtschafteten Flächen bei. DANKE an die knapp 50 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder, die -über die Woche verteilt- auf Rübenau´s Bergwiesen im Einsatz waren!

Besonders schön war in diesem Jahr, dass sich viele mit ihren Fertigkeiten & Talenten eingebracht haben. So gewährte uns beispielsweise eine Rübenauer Familie wunderbare Einblicke zur Historie der „Neutralen Straße“ in Rübenau im Rahmen einer Exkursion. Ein Volkskunstschaffender gab sein Wissen als Drechsler an die bunte Kinderschar weiter und vermittelte an interessierte Teilnehmer wertvolle Sensen- und Dengeltipps. Ein Teilnehmer zimmerte eine hölzerne Rastbank mit wundervollem Blick über Rübenau. So einige Musikanten bereicherten die Abende am Lagerfeuer. Und danke auch an alle Eltern & Großeltern, die oftmals nicht nur die eigenen Kinder liebevoll in der Heuwoche (mit-)betreuten.

Auch im nächsten Jahr laden wir alle Naturfreunde und interessierte Helfer aus Nah & Fern zur Heuernte auf den Erzgebirgskamm ein. Die 7. Rübenauer Bergwiesenbegegnungen finden vom 08.-15.07.2023 (Anreise ab Freitagabend möglich) statt. Dankenswerterweise haben wir auch wieder eine Zusage vom Dozenten zum (inzwischen schon traditionellen) Sensen- und Dengelkurs, der jedes Jahr eine zusätzliche Schar Naturinteressierter nach Rübenau lockt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

25 Naturfreunde vor allem aus dem Mittleren Erzgebirge, aber z.B. auch aus Dresden nutzen den vergangenen Nationalfeiertag, um ein Zeichen in Rübenau für den Erhalt einer vielfältigen Erzgebirgslandschaft zu setzen. Sie folgten der Einladung des NABU Mitterleres Erzgebirge e.V. und des Naturschutzvereins Natura Miriquidica e.V. zum sogenannten „Einheitsbuddeln“. Diese deutschlandweite stattfindende Projekt folgt der Idee, dass zum 3. Oktober jeder Mensch in Deutschland einen Baum pflanzen möge. Jedes Jahr. Ein neuer Wald. Von Nord nach Süd, von Ost bis West. Für das Klima. Für unsere Zukunft. Nachdem schon im Vorjahr im Rahmen der Aktion sowie des Herbstferienlagers von Natura Miriquidica e.V. insgesamt 40 Ebereschen und drei Sommerlinden in Marienberg und seinen Ortsteilen gepflanzt werden konnten, brachten die Freiwilligen nun 9 Elsbeeren, 4 Winterlinden und 2 essbare Ebereschen in Rübenau in die Erde. Gepflanzt werden konnten dank finanzieller Spenden und eingesetzter Eigenmittel mehrfach verschulte, zwei bis drei Meter hohe Ballenpflanzen mit Pflanzgestell und Verbissschutz aus regionaler Herkunft an drei Standorten. Diese Pflanzen besitzen bessere Anwuchschancen als schwächere und damit kostengünstigere Bäume. Ziel der Veranstaltung war es, die erzgebirgischen Ökosysteme durch verschiedene Gehölze zu bereichern und gleichzeitig unsere Landschaft attraktiv zu gestalten. Deshalb wurden attraktive Pflanzorte in der Nähe der „Neutralen Straße“, in der Dorfmitte sowie an einem Wiesenweg zwischen geschützen Bergwiesen gewählt, die bedeutsam für das Ortsbild sind und für Gäste ebenso wie für Anwohner die Landschaft angenehm strukturieren. Nach zweieinhalb Stunden mit durchwachsenem Wetter waren die Bäume an Ort und Stelle und die Freiwilligen fanden sich noch einmal zum gemütlichen Erfahrunsgaustausch bei BIO-Verpflegung in der Naturherberge Kammbegegnungen zusammen.

Das Problem: Im Frühling, wenn es langsam wieder wärmer wird, machen sich Amphibien auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Erdkröten wandern oft in einem kleinen Zeitraum in großen Gruppen. Beim Überqueren von Straßen werden zahlreiche Individuen überfahren. Man schätzt, dass dadurch ca. 1/3 aller Kröten einer Teichpopulation zu Tode kommen kann.

Was wir dagegen unternehmen: Seit 2012 betreut der Förderverein Natura Miriquidica e.V. aus dem Mittleren Erzgebirge einen über 400m langen Krötenzaun an der teilweise stark befahrenen Staatsstraße zwischen Reitzenhain und Satzung. Der Zaun dient dem Schutz der Tiere vor dem Verkehrstod, aber auch der Erfassung einer der höchstgelegenen Erdkrötenpopulationen im Erzgebirge.

Wie Du Dich einbringen kannst: Jedes Jahr wird jeweils zum Winterende der Krötenzaun mit den Kindern und Jugendlichen unseres Vereins, Freiwilligen und Mitarbeitern errichtet und von Vereinsmitgliedern sowie Mitarbeitern täglich kontrolliert. Nach Ende der Wanderung der Erdkröte bauen wir den Zaun wieder ab. Zu den täglichen Aufgaben eines Krötenzaunbetreuers zählen die Kontrolle der Fangeimer am Morgen, bei hohen Zahlen zusätzlich abends. Die Kröten werden vorsichtig eingesammelt. Die geretteten Tiere und Beifänge werden gezählt.

Unsere Erfolge: In den Anfangsjahren der Krötenzaunbetreuung verzeichneten wir eine stetig steigende Anzahl wandernder Kröten an unserer Leiteinrichtung auf fast 2800 Tiere. Dies lag wahrscheinlich an den jährlichen Rettungsaktionen, welche die Erdkrötenpopulation stabilisierte. Unser Zaun deckt eine Seite des Teiches mit ihrer Zuwanderung ab, auf dem Weg zu den anderen Seiten bestehen keine Gefahren. Insgesamt konnte man in dieser Zeit also mit einer Krötenpopulation von über 5000 Tieren in dem grenznahen Stillgewässer rechnen. Seit 2018 jedoch kommt es zu einem Einbruch der wandernden Population. Die Gründe sind vermutlich vielfältig, darunter die seit Winter 2017/2018 erfolgten Harvester-Durchforstung im Überwinterungsgebiet, die Trockenheit der Sommer der letzten Jahre, die in den letzten Jahren bekannt gewordene drastisch reduzierte Insektenvielfalt sowie vermutlich auch die Einsetzung von Fischen im Laichgewässer im Rahmen der Verpachtung.

Unsere Unterstützer: Dieses Vorhaben wird finanziell unterstützt durch Förderung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gemäß Verordnung (EU) Nr. 1305/2013 im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen 2014-2020.

2021 konnten im Rahmen der Aktion Einheitsbuddeln, des Herbstferienlagers sowie zusätzlicher Pflanzungen des Vereins 40 Ebereschen und drei Linden in Marienberg und seinen Ortsteilen gepflanzt werden. Wir pflanzen in der Regel mehrfach verschulte, 2,50 – 3,00 m hohe Solitärbäume mit Pflanzgestell und Verbissschutz aus regionaler Herkunft. Diese Pflanzen besitzen bessere Anwuchschancen als billig angebotene Bäume. Unser Ziel ist es, die erzgebirgischen Ökosysteme durch verschiedene Gehölze zu bereichern und gleichzeitig unsere Landschaft attraktiv zu gestalten. Wir freuen uns über jede – finanzielle und tatkräftige – Hilfe auf dem Weg zu diesem Ziel!

Pflanzorte 2021

Marienberg, Wüstenschlette, als Hecke: 20

Marienberg OT Rübenau, Baumreihe im Natzschungtal: 4

Marienberg OT Rübenau, Einzelbäume in der Ortslage: 7

Marienberg OT Pobershau, Einzelbäume in Ortslage: 3

Marienberg OT Lauterbach, Einzelbaum in Ortslage: 1

Marienberg OT Zöblitz, Einzelbaum in Ortslage: 1

Marienberg OT Rübenau, Baumgruppe Lernort der Artenvielfalt: 4

Wiesenlabkraut
Zittergras
Große Sumpfschwebfliege

Der Rübenauer Lernort der Artenvielfalt – Unsere Mühe hat sich gelohnt!

Der alte Gasthof in Rübenau (Einsiedel-Sensenhammer), vor 1989 als Kinderferienlager der Zuckerfabrik in Zeitz genutzt, stand bis 2009 leer und verfiel zunehmend. Schließlich wurde er von der Stadt Marienberg abgerissen. Auf der verbliebenen Brachfläche sollte die Natur die Regie mit Hilfe der Aktivität vieler unermüdlicher Hände aus dem Förderverein Natura Miriquidica e.V., der in Rübenau eine Naturherberge betreibt, übernehmen. Durch zahlreiche Veranstaltungen der Vereins-Naturschutzkindergruppe (Naturforscherclub), deutsch-tschechischer Projekte mit Jugendlichen und Einsätzen ehrenamtlicher Helfer aus dem 250 Mitglieder starken Verein, konnte eine vorbildliche Renaturierung der Fläche mit Unterstützung der Stadt Marienberg umgesetzt werden.

In Einzelnen wurden vorhandene schützenswerte Lebensräume wie Bergwiesen-, Feuchtwiesen-, Gebüsch-, Sumpf- und Kleingewässerstrukturen durch eine naturschutzgerechte Pflege weiterentwickelt. Dies führte dazu, dass unser Lernort nun auch als Lebensraumtyp in das europäische Schutzgebiet NATURA 2000 „Bergwiesen um Rübenau, Kühnhaide und Satzung“ aufgenommen wurde. Im Bereich der ehemaligen Abbruchbereiche konnten unter Fachanleitung der Naturgartenplanerin Silke Kaden aus Waldkirchen vielfältige Blühflächen auf Brach-, Magerrasen-, Sand- und Steinschüttungsflächen angelegt werden. Daneben bereichern neu angelegte Mikro-Biotopstrukturen wie Totholzhecke, Naturteiche, Geröllhalde oder Magerflächen das Gebiet. Generelles Ziel aller Pflege- und Entwicklungsaktivitäten ist die Erhöhung der lokalen Artenvielfalt. Über 50 Helfer konnte Natura Miriquidica bei den beiden Arbeitseinsätzen im Juli und November 2021 begrüßen! Nicht möglich gewesen wären die Bauarbeiten ohne eine beachtliche finanzielle Spende der Firma SATRON, Zschopau für die benötigten Baggerarbeiten, Schüttgüter und Pflanzen.

Gleichberechtigt der Lernort der Artenvielfalt für sinnstiftende Umweltbildungsaktionen mit Kindern und Jugendlichen aus unserer Region (Naturforscherclub) und überregional (vom Verein veranstaltete Naturferienlager) zur Verfügung. Das Erforschen von Pflanzen und Tieren sowie der entschleunigte Aufenthalt in unberührter Natur hilft jungen Menschen eine persönliche Beziehung zu ihrer Umwelt zu entwickeln, naturwissenschaftliche Zusammenhänge besser zu verstehen und für ihr Handeln im Umgang mit der Natur und Umwelt entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Gerade Aktionen im Naturschutz bieten vielfältige, ausgleichende Angebote zum Schulalltag und festigen die Heimatliebe.

Zu Beginn der Renaturierungsbemühungen konnten am Lernort der Artenvielfalt 96 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen werden, schon damals ein recht erstaunlicher Artenreichtum in Nachbarschaft zu artenarmen landwirtschaftlichen Nutzflächen und oft naturfernen Hausgärten. Um nun einen direkten Vergleich ziehen zu können, ob unsere Bemühungen Früchte getragen haben, wurde in diesem Jahr wieder eine Bestandsaufnahme aller Gefäßpflanzenarten vorgenommen. Das Ergebnis: Mit 181 Arten hat sich die Anzahl der Pflanzen im Vergleich zu 2010 fast verdoppelt! 14 Arten der Bestandsaufnahme von 2021 befinden sich auf der Roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Deutschlands und 9 Arten stehen unter Naturschutz. Außerdem konnten für die Fläche im Rahmen des sachsenweiten Projektes „Puppenstuben gesucht“ in den letzten 10 Jahren 37 unterschiedliche, teils seltene und geschützte Schmetterlingsarten nachgewiesen werden.

Ehrenamtlicher Urlaub für eine intakte Erzgebirgsnatur

Eine strukturreiche und landschaftlich vielfältige Kulturlandschaft im Erzgebirge liefert eine wichtige Grundlage für viele erzgebirgische Wirtschaftszweige. Ohne Probleme könnten wir uns aufgrund weltweiter Warenströme und Überproduktion in den industrialisierten Ländern mit Konsumgütern versorgen, auch ohne die Erschwernisse landwirtschaftlicher Produktion am Erzgebirgskamm auf uns nehmen zu müssen. Eine gewünschte wirtschaftliche Entwicklung der Streusiedlungen am Erzgebirgskamm muss zwingend aber den Erhalt der siedlungstypischen Landschaftsstruktur berücksichtigen, und diese ist von der Landschaftsnutzung abhängig. Deshalb sollten regionalwirtschaftliche Initiativen ihr Potential vor allem aus letzterem ableiten. Der aktuell gültige Regionalplan sieht die Ortslage Rübenau als großflächig unzerschnittener störungsarmer Raum größtenteils als Vorranggebiet und Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft (Arten- und Biotopschutz, Landschaftsbild/ Landschaftserleben) sowie Wasserbereitstellung.

In der vom Förderverein Natura Miriquidica e.V. auch 2021 wieder veranstalteten Ehrenamtswoche („Bergwiesenbegegnungen“, Juli) konnten durch Pflege der vom Verein betreuten Bergwiesen Impulse für die regionale Wertschöpfung gegeben werden, um einen wichtigen Beitrag für die regionalwirtschaftliche Entwicklung unter Berücksichtigung der Schutzbedürftigkeit der Projektregion zu leisten. Mehr als 40 Personen waren eine Woche lang auf den erzgebirgischen Bergwiesen in der Pflege tätig und genossen hochwertige Bio-Verpflegung und eine charmante Unterkunft am Haus der Kammbegegnungen sowie ein attraktives Kulturprogramm.

Eine reich gegliederte, gepflegte und vielfältige Kulturlandschaft in den Berglagen, wie sie Rübenau aufweist, wird gern als Visitenkarte für das Tourismusland Erzgebirge verwendet. Zu den Grundsätzen der touristischen Entwicklung dieses Gebietes zählt auch die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung der Bedürfnisse von Mensch, Heimat und Natur. Dazu strebt der Tourismusverband auch eine engere Zusammenarbeit mit Vertretern aus dem Naturschutz an. Die „Bergwiesenbegegnungen“ in Rübenau zeigen seit Jahren pilothaft, wie dies gelingen kann. Mit Hilfe touristischer Ansätze werden Informationen zu sensiblen Ökosystemen weitergegeben und der Erhalt regionaltypischer Landschafts- und Ortsbilder unterstützt.

Das höchste Interessentenpotenzial innerhalb des Erzgebirge-Portfolios sieht der Tourismusverband einer bundesweiten Marktforschungsanalyse aus dem Jahr 2013 zufolge in den Urlaubsaktivitäten rund um die Reisemotivation „Sich in der Natur aufzuhalten“ noch vor allen anderen, gemeinhin als bedeutsam angenommenen Aktivitäten wie „Kulinarische / gastronomische Spezialitäten genießen“, „Wellnessangebote nutzen“, „Kulturelle Einrichtungen besuchen / Kulturangebote nutzen“ und „Bergbau erleben“. Laut der Studie wird der Mittelgebirgsregion durch die repräsentierte deutsche Bevölkerung die größte Eignung für die Urlaubsarten „Naturlaub“ und „Wandern“ zugesprochen. Projekte wie die Bergwiesenbegegnungen helfen, diese Ressourcen noch besser in Wert zu setzen.

Eine Landschaft mit intakter Naturausstattung liefert eine Grundvoraussetzung für die Lebensqualität der Bürger heute und in früheren Tagen. Auch wenn die moderne menschliche Existenz scheinbar unabhängig von natürlichen Rahmenbedingungen gestaltbar scheint, nimmt doch die Umweltqualität bewusst oder unbewusst Einfluss auf das Wohlbefinden des Erzgebirgers. Unsere Vorfahren empfanden diese Bindung an die heimatliche Natur noch stärker als wir heute. So handeln beispielswiese die Lieder unseres Volksliedsängers Anton Günther, oft von der Natur und dem Bezug des Menschen zu ihr. Tätigkeiten in der Natur wie Ziegen hüten, Holz im Wald werben, Pilze und Beeren sammeln schufen einst die Heimatverbundenheit der Bürger. Heute fördert Natururlaub mit Bergwiesenpflege im Erzgebirge positive Urlaubserlebnisse und die Verbundenheit unserer Gäste mit der erzgebirgischen Natur.