Artenvielfalt am Lernort

Wiesenlabkraut
Zittergras
Große Sumpfschwebfliege

Der Rübenauer Lernort der Artenvielfalt – Unsere Mühe hat sich gelohnt!

Der alte Gasthof in Rübenau (Einsiedel-Sensenhammer), vor 1989 als Kinderferienlager der Zuckerfabrik in Zeitz genutzt, stand bis 2009 leer und verfiel zunehmend. Schließlich wurde er von der Stadt Marienberg abgerissen. Auf der verbliebenen Brachfläche sollte die Natur die Regie mit Hilfe der Aktivität vieler unermüdlicher Hände aus dem Förderverein Natura Miriquidica e.V., der in Rübenau eine Naturherberge betreibt, übernehmen. Durch zahlreiche Veranstaltungen der Vereins-Naturschutzkindergruppe (Naturforscherclub), deutsch-tschechischer Projekte mit Jugendlichen und Einsätzen ehrenamtlicher Helfer aus dem 250 Mitglieder starken Verein, konnte eine vorbildliche Renaturierung der Fläche mit Unterstützung der Stadt Marienberg umgesetzt werden.

In Einzelnen wurden vorhandene schützenswerte Lebensräume wie Bergwiesen-, Feuchtwiesen-, Gebüsch-, Sumpf- und Kleingewässerstrukturen durch eine naturschutzgerechte Pflege weiterentwickelt. Dies führte dazu, dass unser Lernort nun auch als Lebensraumtyp in das europäische Schutzgebiet NATURA 2000 „Bergwiesen um Rübenau, Kühnhaide und Satzung“ aufgenommen wurde. Im Bereich der ehemaligen Abbruchbereiche konnten unter Fachanleitung der Naturgartenplanerin Silke Kaden aus Waldkirchen vielfältige Blühflächen auf Brach-, Magerrasen-, Sand- und Steinschüttungsflächen angelegt werden. Daneben bereichern neu angelegte Mikro-Biotopstrukturen wie Totholzhecke, Naturteiche, Geröllhalde oder Magerflächen das Gebiet. Generelles Ziel aller Pflege- und Entwicklungsaktivitäten ist die Erhöhung der lokalen Artenvielfalt. Über 50 Helfer konnte Natura Miriquidica bei den beiden Arbeitseinsätzen im Juli und November 2021 begrüßen! Nicht möglich gewesen wären die Bauarbeiten ohne eine beachtliche finanzielle Spende der Firma SATRON, Zschopau für die benötigten Baggerarbeiten, Schüttgüter und Pflanzen.

Gleichberechtigt der Lernort der Artenvielfalt für sinnstiftende Umweltbildungsaktionen mit Kindern und Jugendlichen aus unserer Region (Naturforscherclub) und überregional (vom Verein veranstaltete Naturferienlager) zur Verfügung. Das Erforschen von Pflanzen und Tieren sowie der entschleunigte Aufenthalt in unberührter Natur hilft jungen Menschen eine persönliche Beziehung zu ihrer Umwelt zu entwickeln, naturwissenschaftliche Zusammenhänge besser zu verstehen und für ihr Handeln im Umgang mit der Natur und Umwelt entsprechende Verantwortung zu übernehmen. Gerade Aktionen im Naturschutz bieten vielfältige, ausgleichende Angebote zum Schulalltag und festigen die Heimatliebe.

Zu Beginn der Renaturierungsbemühungen konnten am Lernort der Artenvielfalt 96 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen werden, schon damals ein recht erstaunlicher Artenreichtum in Nachbarschaft zu artenarmen landwirtschaftlichen Nutzflächen und oft naturfernen Hausgärten. Um nun einen direkten Vergleich ziehen zu können, ob unsere Bemühungen Früchte getragen haben, wurde in diesem Jahr wieder eine Bestandsaufnahme aller Gefäßpflanzenarten vorgenommen. Das Ergebnis: Mit 181 Arten hat sich die Anzahl der Pflanzen im Vergleich zu 2010 fast verdoppelt! 14 Arten der Bestandsaufnahme von 2021 befinden sich auf der Roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Deutschlands und 9 Arten stehen unter Naturschutz. Außerdem konnten für die Fläche im Rahmen des sachsenweiten Projektes „Puppenstuben gesucht“ in den letzten 10 Jahren 37 unterschiedliche, teils seltene und geschützte Schmetterlingsarten nachgewiesen werden.